Hatten Sie als Kind einen Traumberuf?
Kapitän eines grossen Schiffs auf dem Meer war mein Traumberuf, bis ich zwölf Jahre alt war. Leider bin ich nicht «seefest» – eine denkbar schlechte Voraussetzung für einen Schiffskapitän.
Was würden Sie anders machen, wenn Sie nochmals neu beginnen könnten?
Mir mehr Zeit für meine Kinder nehmen. In deren erster Entwicklungsphase war ich berufsbedingt selten zu Hause – rückblickend ein Fehler. Kinder sind das Wichtigste auf der Welt. Dementsprechend würde ich die Prioritäten anders setzen.
Wie wurden Sie von Ihren Lehrern eingeschätzt?
Das müsste man grundsätzlich meine ehemaligen Lehrer fragen. Ich glaube, dass ich ein interessierter und aktiver Bub war, der in der Klasse versuchte, Initiative zu übernehmen. Bei Gruppenarbeiten war ich am falschen Ort. Ich bevorzuge im Team auch heute lieber die Führungsrolle.
Auf welche ausserschulische Leistung in Ihrer Jugend sind Sie noch heute stolz?
Ich wurde einmal kantonaler Meister im Dreikampf anlässlich eines Turnwettbewerbs. Damit war jedoch meine Karriere in der Leichtathletik bereits beendet.
Ist die Managementausbildung auf der Höhe der Zeit? Und aufgrund welcher Erfahrungen glauben Sie, das beurteilen zu können?
Die Erfahrung als Führungskraft und Managementtrainer hat mich gelehrt, dass eine Managementausbildung grundsätzlich drei Bereiche enthalten sollte. Einerseits das Wissen, das wir uns in den entsprechenden Schulen aneignen, andererseits das Können, welches durch die Erfahrung im Beruf erlernt wird, und als Letztes die Entwicklung der Persönlichkeit. Jede Führungskraft muss immer wieder prüfen, in welchen der drei Themenbereiche sie wo steht und wo noch Entwicklungspotenzial vorhanden ist. Je umfassender und grösser die Verantwortung, desto entscheidender sind das Können und die eigene Persönlichkeit. Grundsätzlich ist der Weg des Managers der Weg des lebenslangen Lernens.
Wo würden Sie in der Führungsschulung andere Akzente setzen?
Im Bereich des Könnens sollten junge Führungskräfte bereits in der Ausbildung mehr praktische Erfahrungen erwerben. Dabei kommt der Führungserfahrung in jungen Jahren eine zentrale Bedeutung zu.
Wer hat Sie am meisten gefördert?
Mein Vater.
Welche Person ist für Sie ein berufliches Vorbild?
In meinem Berufsleben habe ich viele gute Unternehmer und Führungskräfte getroffen, die mich motivierten und von denen ich viel lernen konnte. Die Person, die mich als junger Chef entscheidend geprägt hat, war Urs Baumann, ehemaliger Inhaber und CEO der Möbel-Stoffweberei Langenthal, der heutigen Lantal AG in Langenthal.
Welches sind für Sie die wichtigsten Tugenden eines Vorgesetzten?
Ich bin der Überzeugung, dass ein guter Vorgesetzter die richtige Ausgewogenheit zwischen verständnisvoll und konsequent finden muss. Die meisten Führungsfehler werden gemacht, wenn der Vorgesetzte nicht genügend konsequent ist. Als Chef sagt man, was man denkt – im Positiven wie im Negativen.
Welche Eigenschaften Ihrer Mitarbeitenden sind für Sie besonders wertvoll?
Dass jeder Mitarbeitende seine Talente und vor allem seine subjektive Wahrnehmung zu den verschiedenen Problemstellungen einbringt.
Was bringen Frauenquoten?
Davon halte ich nichts. Druck erzeugt stets Gegendruck. Die Unternehmen sind gut beraten, wenn sie die notwendigen Strukturen und Arbeitszeitmodelle einführen, damit Frauen noch besser in den Unternehmen gefördert werden können. Erfolgreiche Firmen tun dies.
Haben sich Ihre Führungsprinzipien im Lauf der Zeit verändert?
Basierend auf der Erfahrung meiner letzten 30 Jahre im Wirtschaftsleben, gelten für mich grundsätzlich immer noch die gleichen Prinzipien: Vorbild sein, konsequent führen, Werte vorleben. Aufgrund der zunehmenden Komplexität im heutigen Berufsleben kommen jedoch Teamfähigkeit und Sozialkompetenz mehr Bedeutung zu.
Die Berufswelt sei hektischer, belastender geworden, geht die Klage.
Die Mittel der modernen Informatik ermöglichen eine erheblich höhere Grundgeschwindigkeit in jedem Unternehmen und damit eine zunehmende Arbeitsleistung des einzelnen Mitarbeitenden. Der individuell gefühlte Druck hat sicher zugenommen. Umso wichtiger ist es, den notwendigen Ausgleich bewusst einzuplanen und zu leben. In diesem Sinn wird das Berufsleben ritualisierter.
Das Thema Nachhaltigkeit bewegt. Ihr Beitrag, heute und in Zukunft?
Nachhaltigkeit ist die tägliche Verantwortung jedes Einzelnen. Wir haben unser Haus isolieren lassen, und ich nehme, wann immer möglich, den Zug.
Wie spüren Sie die gegenwärtige Wirtschaftslage?
Mit der Öffnung der Grenzen, dem starken Franken, dem dadurch zunehmenden Einkaufstourismus und dem zusätzlichen Aufkommen des E-Commerce-Handels ist der Druck auf die Preise und Margen im schweizerischen Detailhandel stark gestiegen. Das führt zu neuen Herausforderungen, bietet aber auch grosse Chancen. Gefragt sind Innovation, Flexibilität, Servicedenken und schlüssige Konzepte.
Worüber haben Sie zuletzt gestritten?
Ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern.
Was bedeutet Ihnen Geld?
Es ist für mich wichtig und gleichzeitig unwichtig. Reichtum setze ich nicht nur mit finanziellen Mitteln gleich, sondern messe ihn auch an immateriellen Werten. Beides zu haben, ist ein ausserordentliches Privileg und ein grosses Glück. Am Ende des Lebens können wir Menschen absolut nichts mitnehmen, und es stellt sich dann nur eine Frage: «Hat es sich gelohnt?»
Welches ist der Stellenwert sozialer Netzwerke für Sie, beruflich wie privat?
Diese sind ein Teil der Kommunikation der heutigen Generation. Selbstverständlich bin ich geschäftlich und privat in den entsprechenden Netzwerken engagiert. Man soll sich dem Fortschritt und der Entwicklung nicht verweigern.
Serviceklubs?
Ich bin aktives Mitglied des Kiwanis-Clubs Oensingen-Bechburg. Damit leiste ich meinen persönlichen sozialen Beitrag an die Gesellschaft.
Hören Sie auf Ratschläge aus Ihrem privaten Umfeld?
Der Austausch mit meinen engsten Familienmitgliedern und sehr guten Freunden, die mir nahestehen, ist mir wichtig. Die eigene Wahrnehmung als ausschliessliche Wahrheit anzunehmen, erachte ich als arrogant und töricht.
Vertrauen Sie auf Ihr Bauchgefühl?
Nach Abwägung der Faktenlage und einer möglichst objektiven Evaluation ist am Ende das persönliche Bauchgefühl entscheidend.
Wo waren Sie jüngst in den Ferien?
In Zermatt. Ich bin ein aktiver und begeisterter Alpinist.
Wie gut kochen Sie?
Ich kann nicht kochen und habe auch noch nie das Bedürfnis gehabt, es zu lernen. Meine Frau dagegen ist die beste Köchin, die es gibt.
Olympische Spiele, grosse Fussballturniere – besondere Tage für Sie?
Ich bin ein begeisterter Breitensportler und trainiere rund vier Stunden pro Woche. Grosse Sportveranstaltungen verfolge ich mit Interesse.
Was bringt Ihnen wirklich Erholung?
Sportliche Aktivitäten und der Aufenthalt in der Natur.
Worüber können Sie sich ärgern?
Über Unzuverlässigkeit und das Nichteinhalten von Terminen.
Wie viele Stunden arbeiten Sie pro Tag?
Ich versuche, nicht mehr als zwölf Stunden zu arbeiten – je nach Tagesprogramm gelingt mir dies nicht immer.
Aus welchem Misserfolg haben Sie besonders viel gelernt?
Es ist der private Misserfolg der ersten Ehe. Die anschliessende Aufarbeitung hat mir viel für das Leben mitgegeben.
Auf welchem Gebiet haben Sie sich zuletzt weitergebildet?
Im November habe ich ein Seminar zum Thema Persönlichkeitsentwicklung besucht. Mit zunehmendem Alter beschäftige ich mich vermehrt mit der Frage des Seins.
Was missfällt Ihnen als Staatsbürger?
Das Abschieben von Verantwortung vieler Mitbürger auf den Staat kann ich nicht akzeptieren. Wir sollten alle stärker nach dem Grundsatz der Eigenverantwortung leben. Sobald ich begreife, dass es an mir liegt, bin ich nicht mehr das Opfer von Umständen, sondern ich werde zum Handlungsfähigen.
Sind Sie zuversichtlich für die Schweiz?
Die Schweiz war in den letzten 130 Jahren eine Erfolgsgeschichte. Jede Generation muss jedoch immer wieder um den zukünftigen Erfolg ringen. Wenn uns dies gelingt, bin ich zuversichtlich.
Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Arbeit ist für mich das Ausleben von Talenten und Kreativität. Ich wünsche mir, dass ich dies, wie heute, auch in fünf Jahren noch tun kann.